Was wir vom erfolgreichsten Ted Talk aller Zeiten über Präsentieren lernen können
Vor ein paar Wochen habe ich eine Kundin auf einen Ted Talk vorbereitet.
Ted steht für „Technology, Entertainment, Design“. Ursprünglich war das einmal eine jährlich stattfindende Innovationskonferenz in Kalifornien, auf der kluge Köpfe aus aller Welt zusammenkamen, um ihre Ideen zu teilen.
Heute ist TED viel mehr als das. Die sogenannten Ted Talks – also die kurzen, prägnanten Vorträge, die auf diesen Events gehalten werden – sind längst zu einer eigenen Marke geworden.
Die Mission der Non-Profit-Organisation TED lautet:
„TED is a non-profit that believes powerful ideas, powerfully presented, move us: to feel something, to think differently, to take action.“
Der Anspruch ist also hoch. Jede Person, die dort spricht, soll etwas bewegen. Nicht nur für die Anwesenden vor Ort, sondern für Millionen Menschen weltweit.
Und das gelingt beeindruckend oft. Die Videos der Ted Talks sind kostenlos auf YouTube verfügbar und für mich eine großartige Alternative zu Netflix und Co. Denn während ich dort manchmal abschalte, kann ich bei einem guten Ted Talk gleichzeitig abschalten und etwas lernen.
Im Oktober 2025 zählt der YouTube-Kanal von TED rund 27 Millionen Abonnent:innen. Zum Vergleich: Das ist fast die Hälfte von Weltstar Taylor Swift (rund 62 Millionen).
Viele der dort veröffentlichten Talks glänzen durch hervorragende Rhetorik, inspirierende Geschichten und eine klare Botschaft. Einer aber sticht heraus: der erfolgreichste Ted Talk aller Zeiten. Er hat über 60 Millionen Aufrufe.
Gehalten wurde der Ted Talk von Tim Urban vor rund neun Jahren. Sein Thema: Prokrastination.
In diesem Beitrag verrate ich Dir, warum ich genau diesen Ted Talk so gerne in meinen Trainings zeige und was wir alle daraus über gute Präsentationen lernen können.
Storytelling: Wie persönliche Geschichten berühren
Tim Urban startet seinen Ted Talk mit einer persönlichen Anekdote aus dem Studium. Er erzählt, wie er seine Abschlussarbeit bis zur letzten Nacht aufgeschoben hat. In seiner Erzählung fallen zwei Zutaten ganz besonders auf: Humor und Selbstironie.
So habe ich mal eine Art Ted Talk eröffnet: Das Publikum sollte die Augen schließen
Warum funktioniert das so gut? Ganz einfach: Weil wir uns darin wiederfinden. Wir alle kennen Situationen, in denen wir etwas aufschieben. Dieses geteilte Gefühl schafft Verbindung. Tim erzählt nicht einfach nur eine Geschichte. Er bringt uns dazu, uns selbst in dieser Geschichte zu sehen.
Und genau das ist Storytelling. Es geht nicht um das perfekte Ende oder die größte Dramatik, sondern um emotionale Anknüpfungspunkte. Bei einer Präsentation gilt: Wenn sich das Publikum in dem, was Du erzählst, wiederfindet, hört es Dir zu. Das funktioniert bei einem Ted Talk genauso wie in einem alltäglichen Meeting oder auf einer Konferenzbühne.
Enthusiasmus: Warum Leidenschaft ansteckend ist
Ich nehme Tim Urban vom ersten Moment an ab, dass ihm das Thema wichtig ist. Er spricht nicht, weil er muss, sondern weil er will. Seine Energie überträgt sich auf das Publikum.
Gerade bei einem Ted Talk ist das entscheidend: Wir spüren sofort, wenn jemand begeistert ist. Und wir spüren genauso, wenn jemand einfach nur Folien runterrattern möchte.
Enthusiasmus ist kein lautes Schreien oder Dauerlächeln. Es ist das ehrliche Interesse an der eigenen Botschaft. Wenn Du selbst begeistert bist, kannst Du auch andere begeistern. Das gilt in einem Ted Talk genauso wie bei einer Teampräsentation oder einem Kundengespräch.
Leider verlernen wir diese Begeisterung häufig über die ersten Präsentationen, die wir halten. Bei einer Präsentation In der Schule, Ausbildung oder im Studium können wir uns unsere Themen nur selten aussuchen. Deshalb sind unsere ersten Präsentationen häufig wenig enthusiastisch.
Körpersprache im Ted Talk: Kommunikation ohne Worte
Tim Urban bewegt sich auf der Bühne, ohne nervös zu wirken. Seine Gestik ist fließend, seine Hände unterstützen seine Worte. Wenn Du seinen Ted Talk einmal ohne Ton ansiehst, wirst Du trotzdem in Ansätzen verstehen, worum es geht.
Körpersprache funktioniert nicht nur im Stehen und auch außerhalb von Ted Talks
Körpersprache ist wie ein zweiter Text, der parallel mitläuft. Unser Gehirn kombiniert das Gesagte mit dem Gesehenen. Wenn beides zusammenpasst, entsteht Authentizität.
Viele Menschen unterschätzen, wie stark nonverbale Signale auf das Publikum wirken. Eine offene Haltung, ruhige Bewegungen und ein aufmerksamer Blick ins Publikum reichen oft schon, um eine Bühne zu füllen.
Auch seinen Gang über die Bühne finde ich gut. Bewegung bei einer Präsentation entspannt uns. Solange sie langsam ist, wie bei Tim.
Stimmarbeit: Die unterschätzte Kunst des Sprechens
Über die Komplexität der Stimme habe ich an anderer Stelle schon geschrieben. Aber Tims Stimme verdient besondere Aufmerksamkeit.
Er spricht klar, in einem angenehmen Tempo. Und er variiert gezielt. Wenn er einen wichtigen Punkt betont, wird er langsamer. Wenn er Spannung aufbaut, senkt er die Stimme oder flüstert. Diese bewusste Variation zieht uns in seinen Bann.
In meinen Präsentationstrainings sehe ich oft, wie viele Menschen ihre Stimme unterschätzen. Dabei ist sie eines der stärksten Werkzeuge, um Emotionen zu transportieren. Gerade in einem Ted Talk, bei dem oft keine Folien oder Animationen ablenken, wird die Stimme zum Hauptinstrument.
Visualisierungen im Ted Talk: Bilder, die bleiben
Die Visualisierungen im Ted Talk von Tim sind simpel, aber genial. Er zeigt einfache Zeichnungen und keine komplexen Grafiken, keine überladenen Slides. Und doch erinnern sich Millionen Menschen an ein einziges Bild: den „Instant Gratification Monkey“.
Einfache Visualisierungen gewinnen nicht nur bei einem Ted Talk, sondern auch bei dieser Moderation
Dieses Bild steht sinnbildlich für das, was in unserem Kopf passiert, wenn wir prokrastinieren.
Das ist die Magie guter Visualisierung: Sie macht Unsichtbares sichtbar. Du musst keine Grafikerin oder kein Designer sein, um das zu schaffen. Es reicht, wenn Dein Bild eine Idee transportiert, die hängen bleibt.
Zusätzlich möchte ich an dieser Stelle seine Diagramme loben. Was technisch klingt, ist eine pure Vereinfachung des Problems der Prokrastination. Er zeigt auf den ersten Folien perfekt, was das Problem mit dem Aufschieben ist.
Humor: Lernen darf Spaß machen
Ich habe noch niemanden getroffen, der den Ted Talk von Tim Urban gesehen hat und dabei nicht gelacht hat. Humor ist eine der besten Methoden, um Nähe zu schaffen und Inhalte einprägsamer zu machen.
Doch Humor muss nicht immer laut oder spektakulär sein. Oft reicht es, über sich selbst zu lachen oder das Publikum an einem eigenen Missgeschick teilhaben zu lassen. Das schafft Sympathie und senkt die Distanz.
In Präsentationen vergessen wir das häufig. Wir wollen professionell wirken und vermeiden Fehler. Dabei kann ein kleiner, ehrlicher Lacher Wunder wirken.
An dieser Stelle muss allerdings auch erwähnt werden, dass es schwierig ist, ein Publikum auf Knopfdruck zum Lachen zu bringen.
Selbstironie im Ted Talk: Stärke durch Gelassenheit
Tim Urban nimmt sich selbst nicht zu ernst. Er erzählt von seiner Prokrastination, ohne sich dafür zu schämen. Im Gegenteil: Er nutzt sie, um andere zum Nachdenken zu bringen.
Diese Gelassenheit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Und zwar nicht nur für einen Ted Talk, sondern für jede Art von Präsentation. Denn wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, wirkt glaubwürdig.
Wir fühlen uns automatisch besser, wenn wir lachen - das nutzt Tim Urban in seinem Ted Talk
Selbstironie bedeutet nicht, sich kleinzumachen, sondern sich selbst mit Humor zu betrachten. Das ist eine Form der Souveränität, die oft stärker wirkt als jedes perfekt auswendig gelernte Zitat.
Der Blickkontakt: Verbindung statt Vortrag
Wenn ich überhaupt etwas an seinem Ted Talk kritisieren müsste, dann wäre es sein Blick. Er schaut in meiner Wahrnehmung häufig leicht nach unten, vermutlich zu den Monitoren oder Notizen. Für Menschen in den hinteren Reihen könnte das den Eindruck erwecken, nicht angesprochen zu werden.
Blickkontakt ist wie ein unsichtbares Band zwischen Dir und Deinem Publikum. Wenn Du sprichst, schau einzelne Personen an, wechsle dann den Blick. Das signalisiert: „Ich spreche mit Euch, nicht über Euch.“
Das gilt besonders für Online-Präsentationen, bei denen die Kamera zum Publikum wird. Wer hier bewusst hineinschaut, schafft Nähe über den Bildschirm hinweg.
Was wir aus dem Ted Talk lernen
Der Ted Talk von Tim Urban ist kein Zufallstreffer. Er vereint viele Elemente, die wir auch für unsere eigenen Präsentationen nutzen können. Hier ein paar Erkenntnisse, die ich regelmäßig in meinen Trainings weitergebe:
Verpacke komplexe Themen in einfache Bilder.
Beginne mit einer persönlichen Geschichte. Sie schafft sofort Verbindung.
Verzichte auf Perfektion. Authentizität gewinnt.
Nutze Humor gezielt. Er lockert auf. Das Publikum und vor allem auch Dich selbst.
Bereite Dich vor, aber bleib spontan.
Ein Ted Talk dauert in der Regel nicht länger als 18 Minuten. Diese Zeit ist bewusst gewählt, weil sie lang genug ist, um etwas Substanzielles zu sagen, aber kurz genug, um die Aufmerksamkeit zu halten. Auch das ist eine gute Orientierung für eigene Präsentationen.
Warum wir uns mehr Ted Talks anschauen sollten
Einen Ted Talk anzuschauen, ist wie eine kleine Weiterbildung zwischendurch. Und das Beste: Es fühlt sich nicht nach Arbeit an.
Ich empfehle Dir, Dir regelmäßig einen neuen Talk anzusehen. Du wirst welche zu bekannten Themen finden und über Fragestellungen, die komplett neu für Dich sind. Beides lohnt sich!
Ich recherchiere am Laptop. Oder gucke ich einen Ted Talk?
Nicht nur, weil Du inhaltlich etwas lernst, sondern weil Du mit jeder Präsentation, die Du siehst, unbewusst ein Gefühl für Struktur, Sprache und Timing bekommst.
Viele meiner Trainingsteilnehmenden berichten, dass sie nach einer Weile anders auf Vorträge achten. Sie erkennen plötzlich, warum manche Redner:innen sofort fesseln und andere nicht.
Fazit: Präsentieren lernen vom besten Ted Talk
Der erfolgreichste Ted Talk aller Zeiten zeigt, dass Präsentieren keine Frage der Perfektion ist. Es geht darum, Menschen zu erreichen. Und zwar mit Emotion, Klarheit und einer echten Botschaft.
Tim Urban beweist, dass eine Idee, gut erzählt, Millionen bewegen kann. Und das gilt auch für Dich. Du musst kein professioneller Speaker sein, um Deine Themen überzeugend zu präsentieren.
Du brauchst nur die Bereitschaft, Dich zu zeigen.
Wenn Du das nächste Mal eine Präsentation vorbereitest, denk an Tim Urban. Frag Dich: Was ist meine Botschaft? Wofür brenne ich wirklich? Und: Wie kann ich mein Publikum zum Mitdenken, Fühlen oder Handeln bewegen?
Denn genau das ist das Ziel jeder großartigen Präsentation und jedes großartigen Ted Talks. Solltest Du das Gefühl haben, dass ich Dir dabei helfen kann, schreibe mir eine Nachricht.

