Warum es niemals reicht, nur ein Pitch Deck zu haben
Pitch Decks begegnen uns heute überall. Besonders im Startup-Bereich spricht kaum jemand noch von einer „Präsentation“ – es wird gepitcht. Die kurze, prägnante Vorstellung einer Idee ist zum Standard geworden, wenn es darum geht, Stakeholder von einem Vorhaben zu überzeugen. Auch große Unternehmen haben die Logik des Pitchens übernommen: Neue Projekte, Veränderungsvorhaben oder interne Initiativen werden zunehmend im Pitch-Format präsentiert.
Doch so zentral das Pitch Deck auch sein mag – es reicht längst nicht aus, nur ein Pitch Deck zu haben. Warum das so ist, welche Arten von Pitch Decks es gibt, worauf man achten muss und welche Rolle der Anlass sowie die Dauer eines Pitches spielen, schauen wir uns in diesem Beitrag genauer an.
Was auf alle Pitch Decks zutrifft
Bevor wir uns in die Details stürzen, ist es wichtig, eine grundlegende Gemeinsamkeit aller Pitch Decks zu betonen: Sie müssen visuell ansprechend und inhaltlich gut strukturiert sein. Hier gibt es Tipps für Deine nächste PowerPoint-Präsentation.
Genau wie im Restaurant gilt auch bei einem Pitch Deck: Das Auge isst mit. Ein Pitch Deck, das ästhetisch wirkt, zeigt, dass wir uns Mühe gegeben haben – und vermittelt Professionalität.
Ein chaotisches, unleserliches oder fehlerbehaftetes Pitch Deck sendet dagegen die gegenteilige Botschaft: schlechte Vorbereitung, Nachlässigkeit, fehlendes Bewusstsein für Details. Besonders peinlich wird es, wenn Zahlen falsch sind, Abbildungen nicht zum Text passen oder sogar Rechtschreibfehler auftauchen. All das untergräbt die Glaubwürdigkeit und lenkt vom eigentlichen Inhalt ab.
Egal ob beim ersten Kontakt mit Investor:innen, bei einer Präsentation vor potenziellen Partner:innen oder beim internen Pitch an die Geschäftsführung: Ein gutes Pitch Deck schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist die Voraussetzung für jedes "Ja".
Auch sollte das Design des Pitch Decks die Marke oder das Projekt widerspiegeln. Farben, Typografie und Bildsprache sollten einheitlich sein und nicht vom Inhalt ablenken. Klar definierte Überschriften und logische Gliederung helfen dem Publikum, dem Pitch mühelos zu folgen.
Verschiedene Arten von Pitch Decks
Lass uns jetzt auf verschiedene Arten von Pitch Decks schauen.
1. Pitch Deck zum Präsentieren
Ein Pitch Deck zum Präsentieren unterscheidet sich erheblich von einem Pitch Deck, das nur versendet wird. Hier steht die Live-Situation im Fokus – die Präsentation vor Menschen. In diesem Format unterstützt das Pitch Deck das gesprochene Wort. Es ist visuell und kommt mit wenigen, starken Aussagen aus.
Wichtig ist, dass das Gesagte und das Gezeigte gut aufeinander abgestimmt sind. Wenn ein Slide zeigt, dass die Nutzerzahlen steigen, Du aber über eine Herausforderung bei der Monetarisierung sprichst, wirkt das irritierend. Noch schlimmer ist es, wenn Charts nicht zum Inhalt passen oder Zahlen auf den Slides den gesprochenen Aussagen widersprechen.
Ich schaue mir den Pitch eines Startups an (Foto: Christof Hütter)
Die Regel lautet: Zeige weniger Text und mehr Struktur. Stichworte, Zahlen, Icons, Diagramme – all das ist hilfreich, um die Kernaussage visuell zu untermauern. Ein Pitch Deck zum Präsentieren sollte auf keinen Fall als Lese-Dokument fungieren.
2. Pitch Deck zum Versenden
Nach einem ersten Pitch, oder bereits beim Erstkontakt, wird häufig ein Pitch Deck per E-Mail versendet. Dieses Pitch Deck erfüllt einen anderen Zweck – und folgt anderen Regeln.
Ein versendetes Pitch Deck muss selbsterklärend sein. Niemand wird eine Sprachnachricht dazulegen oder im Nachhinein eine Erklärung liefern. Das Dokument muss für sich selbst sprechen. Es darf also mehr Text enthalten, muss noch klarer strukturiert sein und die wichtigsten Inhalte ausführlicher erklären. Hier dürfen und sollen zusätzliche Erläuterungen, Kundenstimmen oder Datenanalysen enthalten sein – sofern sie verständlich und kompakt aufbereitet sind.
Auch der Umfang darf etwas größer sein. Während ein Präsentations-Pitch Deck oft aus fünf bis 15 Slides besteht, kann ein versendetes Pitch Deck auch mal 20 Slides – solange der rote Faden klar bleibt.
In der Praxis ist es übrigens sinnvoll, eine Version speziell für den Versand zu optimieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Denn ein Pitch Deck, das ohne Kontext beim Empfänger ankommt, muss sofort verständlich, informativ und glaubwürdig sein – sonst wird es einfach ignoriert.
Ziele eines Pitch Decks
Je nach Ziel unterscheidet sich auch der Aufbau eines Pitch Decks. Es macht einen großen Unterschied, ob Du mit dem Pitch Deck Investor:innen gewinnen, Partner überzeugen, Kund:innen akquirieren oder Mitarbeitende rekrutieren willst. Im Folgenden schauen wir uns die häufigsten Ziele genauer an. Dabei geht es immer auch darum, sich selbst zu präsentieren.
Das sind die vier häufigsten Ziele für Pitch Decks
1. Pitch Deck für Investitionen
Ein klassisches Investoren-Pitch Deck folgt oft einem festen Aufbau: Problem – Lösung – Markt – Geschäftsmodell – Traktion – Team – Finanzbedarf. Investierende wollen sehen, ob das Geschäftsmodell funktioniert, wie groß das Potenzial ist und ob das Team in der Lage ist, zu liefern. Hier braucht es Klarheit, Fokus und Vertrauen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Skalierbarkeit. Ein gutes Investoren-Pitch Deck zeigt nicht nur, dass eine Idee funktioniert, sondern auch, dass sie wachsen kann – über Märkte, Kundensegmente und Regionen hinweg.
2. Pitch Deck für Verkäufe
Beim Verkaufspitch steht der Nutzen im Vordergrund. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden.
Warum sollte sich ein Unternehmen für Dein Produkt oder Deine Dienstleistung entscheiden?
Welche Vorteile bringt die Lösung?
Hier geht es weniger um Vision und mehr um konkrete Mehrwerte wie Effizienzsteigerung oder Kostensenkung.
Vertrauen in das Produkt oder den Service entsteht durch Referenzen, klare Nutzenversprechen, Case Studies oder Demos. Das Pitch Deck sollte Fragen beantworten, bevor sie gestellt werden – und gleichzeitig Neugier wecken.
3. Pitch Deck für Partnerschaften
Partnerschaften erfordern ein Gleichgewicht: Beide Seiten müssen etwas gewinnen. Das Pitch Deck sollte hier deutlich machen, wie eine Kooperation aussehen kann, welche Ressourcen und Kompetenzen eingebracht werden und welches gemeinsame Ziel verfolgt wird. Dabei sollte bewusst die Perspektive des potenziellen Partnerunternehmens eingenommen werden.
Partnerschaften dürfen und sollen Spaß machen - ein Pitch Deck kann der Anfang sein
Hier spielt oft auch die Unternehmenskultur eine Rolle – insbesondere wenn langfristige Zusammenarbeit angestrebt wird. Ein gutes Pitch Deck für Partnerschaften zeigt, dass man strategisch denkt und Synergien erkennt.
4. Pitch Deck für die Mitarbeitendengewinnung
Ein Pitch Deck für potenzielle Mitarbeitende wirkt dann stark, wenn es die Mission des Unternehmens emotional auflädt. Es geht darum, Begeisterung zu wecken. Potenzielle Fragen, die beantwortet werden sollten, sind:
Warum ist das Team besonders?
Was macht die Kultur aus?
Warum ist es mehr als nur ein Job?
Gerade im „War for Talent“ wird es immer wichtiger, die eigene Arbeitgebermarke zu präsentieren. Ein Pitch Deck für Talente muss modern, authentisch und inspirierend sein.
Länge des Pitch Decks
Ein weiterer oft unterschätzter Aspekt: Die Dauer eines Pitches. Ein Pitch Deck muss immer zum vorgesehenen Zeitrahmen passen. Folgende Szenarien kommen häufig vor:
3-Minuten-Pitch: Beim 3-Minuten-Pitch zählt jede Sekunde. Du hast Zeit für 5–7 Slides. Es geht nur um die Essenz – Problem, Lösung, Markt und Call to Action. Hier ist Kürze die wahre Kunst.
5-Minuten-Pitch: Mit 5 Minuten kannst Du etwas mehr Kontext geben, zum Beispiel zum Team oder zum Wettbewerb. Trotzdem bleibt der Fokus auf der Kernbotschaft.
10-Minuten-Pitch: 10 Minuten erlauben Dir, Dein Geschäftsmodell, die Marktstrategie und Finanzdaten etwas tiefer darzustellen. Aber Achtung: Auch hier gilt, nur das Relevante zu zeigen.
Und dann gibt es noch die längere Variante eines 60-Minuten-Pitches.
Diese Gelegenheit kommt selten – meist in späteren Phasen. Hier kannst Du ausführlich präsentieren, auf Fragen eingehen und tiefer in die Zahlen eintauchen. Dein Pitch Deck muss darauf vorbereitet sein, auch Details zu zeigen. Oft lohnt es sich, zusätzlich ein Anhangsdeck mitzubringen – mit Finanzmodellen, Produktroadmaps oder Kundenanalysen.
Das bedeutet: Ein einziges Pitch Deck reicht nicht. Je nach Anlass brauchst Du unterschiedliche Varianten, optimiert für Zielgruppe, Ziel und Zeitrahmen.
In meinen Trainings gehe ich auf die unterschiedlichen Längen ein. Schreibe mir eine Mail, um in einem Gespräch herauszufinden, ob ich Dir helfen kann.
Ich arbeite mit einem Gründungsteam an einem Pitch Deck
Fazit: Warum ein einziges Pitch Deck nicht genügt
Ein Pitch Deck ist kein statisches Dokument. Es ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug muss es zur Aufgabe passen. Wer nur ein einziges Pitch Deck hat, riskiert, in entscheidenden Momenten unvorbereitet zu wirken oder das Publikum zu überfordern.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Beitrag sind:
Es gibt verschiedene Arten von Pitch Decks: zum Präsentieren, zum Versenden, für Investor:innen, Partnerschaften oder Mitarbeitende.
Jedes Pitch Deck muss visuell stark, fehlerfrei und klar strukturiert sein.
Der Anlass bestimmt die Länge – und die Länge beeinflusst die Inhalte.
Ein einziges Pitch Deck kann niemals allen Anforderungen gerecht werden.
Deshalb: Erstelle mindestens zwei Versionen Deines Pitch Decks – eine zum Präsentieren und eine zum Versenden. Passe diese je nach Zielgruppe und Gesprächsanlass weiter an. Nur so stellst Du sicher, dass Deine Idee ankommt – und überzeugt.
Denn am Ende ist ein Pitch Deck nur so gut wie der Kontext, in dem es eingesetzt wird. Flexibilität, Klarheit und Zielgruppenorientierung machen den Unterschied. Wer das verinnerlicht, wird mit seinem Pitch Deck nicht nur informieren – sondern begeistern. Wenn das Pitch Deck steht, kann man an weiteren Feinheiten arbeiten - zum Beispiel am Storytelling.