KI Modelle moderieren besser als die meisten Menschen - zumindest theoretisch

Im Mai 2025 habe ich das erste Mal erlebt, dass eine Künstliche Intelligenz ein Gespräch moderiert hat. Das hat ehrlicherweise nicht so gut funktioniert, aber zeigt, in welche Richtung es gehen kann.

Wir gehen aber erstmal einen Schritt zurück.

Schon wir Menschen sind uns nicht komplett einig, wenn es um die Anforderungen an eine gelungene Moderation geht. Aber wie ist das bei KI Modellen? Das wollen wir heute gemeinsam herausfinden.

Auf vielen Plattformen vermischen sich Inhalte, die von Menschen erstellt wurden, mit KI-Inhalten. In diesem Beitrag mache ich ganz transparent, dass die Antworten heute mal nicht von mir kommen, sondern von KI Modellen. 

Trotzdem mache ich es mir nicht leicht. Ich nehme mir vor, die einzelnen Antworten einzuordnen. Außerdem bestimme ich die Fragen, die gestellt werden.

Dieser Blogbeitrag ist also ein Experiment. Ich stelle elf Fragen an drei KI Modelle. Und dann schauen wir, wie unterschiedlich sie auf Moderationen blicken. Dafür ziehe ich drei gängige KI Modelle auf dem deutschen Markt heran: ChatGPT, Perplexity und den Microsoft Copilot. 

Schon in der Vergangenheit habe ich an dieser Stelle über Künstliche Intelligenz geschrieben. Zum Beispiel habe ich davon berichtet, wie ich künstliche Intelligenz als Moderator einsetze. Heute wollen wir allerdings einen Schritt weitergehen. 

Ich sitze vor einem Laptop und bediene unterschiedliche KI Modelle.

Auf KI Modelle greife ich sowohl über den Laptop, als auch übers Smartphone zu

Fragen an KI Modelle

Als Moderator stelle ich natürlich häufig Fragen. Beantwortet werden sie allerdings meistens von Menschen. Aber auch beim Gespräch mit Künstlicher Intelligenz geht es darum, gut zu kommunizieren. 

Nach reichlichem Hin und Her habe ich elf Fragen für die unterschiedlichen KI Modelle identifiziert. Dabei habe ich bewusst auf das Gendern verzichtet, um das Sprachverständnis zu verbessern.

  1. Was ist die Hauptaufgabe eines Event-Moderators?

  2. Wie werde ich Event-Moderator?

  3. Wie bereite ich mich auf eine Moderation bei einem Event vor?

  4. Was ist dem Publikum am wichtigsten, wenn ich moderiere?

  5. Worauf sollte ich aus Sicht von Gesprächspartnern beim Moderieren achten?

  6. Welche rhetorischen Fähigkeiten sollte ich als Event-Moderator beherrschen?

  7. Was kann ich als Event-Moderator tun, wenn mir niemand zuhört?

  8. Was unterscheidet eine ausgezeichnete von einer guten Event-Moderation?

  9. Wie reagiere ich als Event-Moderator auf technische Probleme?

  10. Wie bereite ich als Moderator ein Event nach?

  11. Was muss ich als Event-Moderator sonst noch wissen?

Damit die Antworten nicht ausufern, habe ich zu Beginn des Gesprächs jeweils folgende Anforderung mitgegeben:

“Ich stelle Dir gleich elf Fragen. Bitte beantworte sie in einem Satz mit maximal 15 Wörtern.”

Wir gehen die Fragen nacheinander durch und vergleichen immer die Antworten der drei KI Modelle miteinander, bevor ich eine kurze Einordnung gebe. 

Hauptaufgabe bei der Moderation

Direkt bei der ersten Frage sind sich die drei KI Modelle recht einig. Alle drei beziehen sich dabei aufs Publikum.

Die Frage "Was ist die Hauptaufgabe eines Event-Moderators" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle.

Die Frage "Was ist die Hauptaufgabe eines Event-Moderators" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Dabei werde ich auch nicht müde zu betonen, dass wir in der Moderation vor allem das Publikum vertreten. Die stille Masse kann auf der Bühne nämlich nicht eingreifen. Und deshalb sind wir in der Moderation der verlängerte Arm.

Bei Perplexity gefällt mir besonders, dass dieses KI Modell das Publikum mit einbezieht. So verstehe ich nämlich das Wort “engagieren”.

Event-Moderator werden

Die Frage "Wie werde ich Event-Moderator" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Wie werde ich Event-Moderator?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Alle drei KI Modelle schlagen konkrete Trainings und Seminare vor. Das würde ich nur bedingt unterschreiben. Zumindest war es bei mir anders, wie ich in meinem Weg zum Eventmoderator beschrieben habe. 

Ich konnte meine Fähigkeiten vor allem in der Praxis erproben. Erst im Hauptjob, dann auf kleineren und virtuellen Bühnen. Schritt für Schritt wurden die von mir moderierten Bühnen dann immer größer.

Außerdem bin ich davon überzeugt, dass eine Vorliebe für gute Gespräche und ein Gespür für Menschen eine wichtige Grundvoraussetzung sind, um so zu moderieren, dass andere gerne zuhören.

Vorbereitung laut KI Modellen

Bei den Antworten der drei KI Modelle bin ich mir sicher, dass sie eine Moderation nicht unterschätzen. ChatGPT und Perplexity nehmen jeweils das Wort “gründlich” mit auf. Alle drei sind sich einig, dass wir für eine Moderation im Vorfeld Informationen sammeln und recherchieren müssen.

Die Frage "Wie bereite ich mich auf eine Moderation bei einem Event vor?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Wie bereite ich mich auf eine Moderation bei einem Event vor?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Perplexity und Copilot gehen sogar bis in die Praxis. Sie sprechen davon, dass wir die geschriebenen Texte üben sollten.

Das kann ich nur unterstreichen. Insbesondere die Begrüßung und Verabschiedung sowie die Anmoderationen der einzelnen Slots übe ich ausführlich. Ein potenzieller Stolperstein sind dabei die Namen der anwesenden Personen und Unternehmen.

Bei Unsicherheiten über die Aussprache frage ich hier im Vorfeld nach und dokumentiere die Namen in Lautschrift. Und dann heißt es: Üben, üben, üben.

Dabei übe ich nicht nur im Stillen für mich, sondern spreche die Texte laut aus, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie sich anhören. 

Die drei KI Modelle zeigen also eindrücklich, wie viel mehr zu einer Moderation gehört, als auf der Bühne zu stehen. Das gefällt mir!

Publikum bei einer Moderation

Schon bei der Hauptaufgabe eines Moderators bezogen sich alle drei KI Modelle auf das Publikum. Auch bei der Frage, was für die Zuschauenden besonders wichtig ist, sind die drei sich einig.

Die Frage "Was ist dem Publikum am wichtigsten, wenn ich moderiere?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Was ist dem Publikum am wichtigsten, wenn ich moderiere?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Das Publikum möchte erstmal verstehen, was ich sage. Das ist die Mindestanforderung. Danach geht es allerdings weiter.

Die Personen, die zuhören, wollen einbezogen werden. Das sagen zumindest ChatGPT und Perplexity. Der Copilot spricht hierbei sogar von Unterhaltung.

Das zeigt einmal mehr, dass eine Moderation nicht nur durchs Programm führen sollte. Sie sollte begeistern und dabei authentisch bleiben. Das wiederum betonen ChatGPT und Perplexity.

Ich könnte es ehrlicherweise nicht besser formulieren. Deshalb würde ich die Aussagen von allen dreien unterschreiben.

Gesprächspartner bei Moderationen

Wir wechseln die Perspektive und schauen auf die Bühne. Dabei betonen alle drei KI Modelle, wie wichtig Gesprächspartnern auf der Bühne Respekt ist. Auch das Wort “zuhören” wird von allen dreien aufgegriffen.

Die Frage "Worauf sollte ich aus Sicht von Gesprächspartnern beim Moderieren achten?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Worauf sollte ich aus Sicht von Gesprächspartnern beim Moderieren achten?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Besonders spannend finde ich, dass ChatGPT und der Copilot auf den “Raum für authentische Antworten” eingehen. Diesen Raum kann ich als Moderator insbesondere durch das Stellen kluger Fragen schaffen.

Diese sollten offen sein und unserem Gegenüber die Möglichkeit geben, seine beziehungsweise ihre Perspektive unvoreingenommen einzubringen. 

Perplexity geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht von Neutralität sowie einer gewissen Struktur. Beides sind aus meiner Sicht Erfolgsfaktoren für eine gelungene Moderation. Eine klare Struktur klingt hierbei starr. Das darf sie allerdings nicht sein. Eine wirklich gute Struktur erlaubt bei der Moderation den Raum für Flexibilität. 

Rhetorische Fähigkeiten als Moderator

Lass uns nun in Erfahrung bringen, welche rhetorischen Fähigkeiten wir in der Moderation laut der KI Modelle mitbringen sollten.

Die Frage "Welche rhetorischen Fähigkeiten sollte ich als Event-Moderator beherrschen?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Welche rhetorischen Fähigkeiten sollte ich als Event-Moderator beherrschen?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Bei den grundlegenden Fähigkeiten sind sich ChatGPT, Perplexity und der Copilot einig. Es braucht Klarheit bzw. freies Sprechen. Ich finde es darüber hinaus sehr gut, dass weitere Elemente aufgegriffen werden. Beispielsweise Storytelling und Körpersprache.

Über beides habe ich auf diesem Blog schon regelmäßig berichtet. Auch als Moderator bzw. Moderatorin sind die Fähigkeiten dementsprechend nicht zu unterschätzen. Deshalb verlinke ich Dir auch nochmal den Beitrag zur Körpersprache.

Besonders spannend finde ich, dass der Copilot die Einbindung des Publikums als rhetorische Fähigkeit definiert. Das kenne ich so nicht, finde ich aber gelungen. 

Und wenn mir niemand zuhört?

Das ist der Super-Gau, wenn wir auf einer Bühne stehen. Wir reden, aber niemand hört uns zu. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Vielleicht beschäftigt das Publikum gerade etwas Dringendes.

Gegebenenfalls sind die Inhalte für sie aber auch nicht so relevant, wie wir erhofft hatten. Oder aber sie wünschen sich einen dynamischeren Präsentationsstil. Da kommen unsere drei KI Modelle ins Spiel. Sie schlagen folgendes vor.

Die Frage "Was kann ich als Event-Moderator tun, wenn mir niemand zuhört?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Was kann ich als Event-Moderator tun, wenn mir niemand zuhört?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Alle drei sind sich einig, dass wir lauter sprechen sollten. 

Das kann man so machen. Im ersten Moment wird die Erhöhung der Lautstärke die Aufmerksamkeit erhöhen. Und dann? Nur der Fokus auf der Lautstärke reicht aus meiner Sicht nicht, weil wir grundlegend etwas ändern müssen.

Darüber hinaus schlagen ChatGPT, Perplexity und der Copilot vor, dass wir das Publikum mit einbeziehen.

Das zeigt einmal mehr, wie mächtig Interaktion sein kann. Nicht nur bei der Moderation, sondern generell, wenn wir vor Menschen sprechen.

Beides zusammen wird dazu führen, dass wir mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aber wir müssen uns auch davon lösen, dass wir jederzeit alle erreichen können.

Eine ausgezeichnete Moderation

Da ich mit den Antworten bisher sehr zufrieden war, habe ich den Schwierigkeitsgrad erhöht. Also stellte ich folgende Frage.

Die Frage "Was unterscheidet eine ausgezeichnete von einer guten Event-Moderation?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Was unterscheidet eine ausgezeichnete von einer guten Event-Moderation?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Auch bei dieser Antwort stützen sich insbesondere ChatGPT und Perplexity auf die Interaktion. Aber auch der Copilot spricht davon, dass Verbindungen geschaffen werden sollen.

Die Antworten der drei KI Modelle auf die Frage zeigen, dass eine Moderation mehr ist, als nur das Vorlesen vorgefertigter Moderationskarten. Deshalb überlege ich mir vor jeder Moderation, wie ich für das Publikum besondere Momente schaffen kann. 

Umgang mit technischen Problemen

Bei einer Moderation im letzten Jahr gab es technische Probleme. Obwohl vorher alles funktioniert hat, versagte auf einmal der Beamer. Ich musste also improvisieren. Aber was würden die KI Modelle in dieser Situation tun?

Die Frage "Wie reagiere ich als Event-Moderator auf technische Probleme?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Wie reagiere ich als Event-Moderator auf technische Probleme?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Erstmal empfehlen alle drei, dass wir ruhig bleiben. So weit, so gut. 

Nun geht es an die sofortige Information des Publikums und gegebenenfalls eine Überbrückung bevor das Problem gelöst werden kann.

Auch das ist alles richtig. In der Praxis ist das aber ziemlich schwierig. Der Umgang mit unerwarteten Situationen ist einer der Gründe, warum ich glaube, dass es noch lange menschliche Moderator:innen brauchen wird - anders als im Beispiel am Anfang von zwei Experten bei der OMR prognostiziert. 

Event Nachbereitung mit KI Modellen

Nach dem Event ist vor dem Event, könnte man sagen. Aber ganz so ist es natürlich nicht, wobei die Arbeit für mich als Moderator nicht am Event-Tag endet.

Ich reflektiere, hole mir Feedback ein und bedanke mich im Nachgang bei allen Personen, mit denen ich auf der Bühne war. 

Und das empfehlen uns die KI Modelle als Nachbereitung einer Moderation.

Die Frage "Wie bereite ich als Moderator ein Event nach?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Wie bereite ich als Moderator ein Event nach?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Auch bei den KI Modellen geht es nach dem Event an die Reflexion. Diese endet bei ChatGPT, Perplexity und dem Copiloten mit konkreten Verbesserungsmöglichkeiten. Das gefällt mir.

In der Praxis frage ich die Organisations-Teams zudem, wann weitere Events geplant sind, um auch in Zukunft für sie moderieren zu dürfen. 

Offene Frage zum Schluss

Als elfte Frage wollte ich wissen:

“Was muss ich als Event-Moderator sonst noch wissen?”

Diese offene Frage stelle ich auch bei Fragebögen jeder Art. Einfach um meinem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, etwas zu ergänzen, was ich gegebenenfalls nicht abgefragt habe. Das sind die Antworten der drei KI Modelle:

Die Frage "Was muss ich als Event-Moderator sonst noch wissen?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Die Frage "Was muss ich als Event-Moderator sonst noch wissen?" sowie die Antworten der unterschiedlichen KI Modelle

Alle drei haben die wichtigsten Erkenntnisse nochmal zusammengefasst. Zwei Gemeinsamkeiten sind hierbei die Stichwörter “Flexibilität” und “Empathie”. Ich könnte den dreien nicht mehr zustimmen. 

Bei einer Moderation können und sollten wir so viel vorbereiten, wie möglich. Aber manche Dinge kannst Du vorher nicht antizipieren. Deshalb ist es so wichtig, spontan zu sein. Das gilt sowohl für Überraschendes, als auch für Gespräche. Für diese wiederum brauchen wir eine überdurchschnittliche Empathie.

Jegliche Spontanität und Empathie bringen uns natürlich herzlich wenig, wenn wir die nötige Bühnenpräsenz nicht mitbringen. Auch diese greifen Perplexity und der Copilot auf. 

Fazit über KI Modelle

Im Prozess war es besonders spannend, dass ich Perplexity zwei Mal daran erinnern musste, die 15 Wörter nicht zu überschreiten. Sonst bin ich erstaunt, wie ähnlich die Ergebnisse sind.

Ich bin allerdings wenig überrascht, wie zutreffend die Antworten sind. Denn mit ihren Antworten beherrschen die drei KI Modelle lediglich die Theorie. Die Praxis ist nochmal ein bisschen schwieriger.

Trotzdem finde ich die Antworten gut. Denn im Gegensatz zu einigen Menschen unterschätzen ChatGPT, Perplexity und der Copilot immerhin den Aufwand einer Moderation nicht.


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Was uns niemand über zwischenmenschliche Kommunikation beibringt, aber alle wissen sollten