Storytelling 101: Wie Du in jeder Lebenslage überzeugst

Storytelling

Jede Präsentation, jeden Workshop und jedes Training beginne ich mit Storytelling. Das Erzählen einer Geschichte hat viele Vorteile. Für Großteile des Publikums ist so ein Einstieg angenehm. Aber auch für die erzählende Person ist Storytelling ein dankbarer Start.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Einbindung von Geschichten in Präsentationen und Alltagssituationen nicht trivial ist. Sonst bräuchte es den Beitrag nicht.

Nach einem kurzen Ausflug in die Geschichte widmen wir uns daher Vorteilen, Fallstricken und Praxisbeispielen. Im zweiten Teil habe ich sogar eine Übung für Dich, wie Du noch heute Deine Fähigkeiten zum Storytelling verbessern kannst.  

Am Ende des Beitrags verrate ich Dir, wie Du ganz einfach die perfekte Geschichte fürs Storytelling auswählst.

Zeitreise zum ersten Storytelling

Natürlich muss dieser Beitrag inhaltlich mit einer Geschichte beginnen. Dafür reisen wir 40.000 bis 1,5 Millionen Jahre in der Zeit zurück.

Ich sehe unsere Vorfahren um ein Lagerfeuer hocken. Erstmals in der Geschichte der Menschheit entstehen Wörter. Das passierte nicht von heute auf morgen, was wir an dem großen Zeitraum sehen.

Durch diese Fähigkeit konnten Erzählungen von einer zur nächsten Generation überliefert werden.

Das Foto entstand während ich bei einer Keynote mit Storytelling gearbeitet habe

Bei der ersten Verwendung der Sprache ging es demnach um Geschichten. Große Siege, erschütternde Katastrophen und Alltägliches wurden so miteinander geteilt.

Heute ist es anders. Wir nutzen die Sprache aktuell hauptsächlich zum Austausch von Informationen.

  • In Präsentationen zeigen wir große Tabellen mit unterschiedlichsten Zahlen.

  • In Meetings diskutieren wir, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll.

  • Beim Kennenlernen neuer Menschen geht es um eine Aufzählung von Hobbies, Lieblingsmusik und bisherigen Reisezielen.

Das klingt sehr ermüdend, obwohl Sprache so viel mehr kann.

Welche Reaktion willst Du auslösen?

Provokant frage ich in meinem Präsentationstraining häufig, welche Reaktion die Teilnehmenden auslösen wollen. Deshalb stelle ich Dir die Frage jetzt auch.

Möchtest Du begeistern oder langweilen?

Wenn Du „langweilen“ ausgewählt hast, kannst Du hier aufhören zu lesen. In den folgenden Absätzen teile ich nichts, was Dir bei diesem Ziel hilft 😊.

Solltest Du allerdings – wie alle Teilnehmenden in meinen Trainings – begeistern wollen, habe ich etwas für Dich.

Das Geheimnis von Begeisterung liegt nicht in der Verwendung möglichst vieler Informationen. Du wirst begeistern, wenn Du für Dein Thema sensibilisierst und dann überzeugst.

Sensibilisieren wirst Du 90% des Publikums über eine Geschichte. Überzeugen können anschließend dosierte (!) Informationen. Wir Menschen können uns aufgrund der Millerschen Zahl ungefähr sieben Informationen merken. Viel mehr Informationen sind also hinderlich.

Was Storytelling ist – und was nicht

Es ist vermutlich wenig überraschend, dass ich Storytelling als Lösung für Begeisterung anpreise. Unter Umständen hast Du schon öfter gehört, wie mächtig das Erzählen von Geschichten sein kann.

Die weltberühmte Produktionsfirma Pixar definiert Storytelling wie folgt:

It begins, something happens and it ends.
[Pixar über Storytelling]

Das ist nicht nur einfach, sondern leider auch nur bedingt hilfreich. Daher habe ich im untenstehenden Bild einmal beschrieben, was Storytelling ist und was nicht.

So beschreibe ich Storytelling in meinen Trainings

Das sollte uns als erste Abgrenzung reichen. Wichtig beim letzten Punkt „ohne Mehrwert“ ist mir Folgendes: Je nach Kontext kann Storytelling auch zur reinen Unterhaltung dienen. Es muss nicht immer um Inhalte gehen.

Zum besseren Verständnis ziehen wir noch eine Definition von Pixar heran.

What you're trying to do, when you tell a story, is to write about an event in your life that made you feel some particular way. And what you're trying to do, when you tell a story, is to get the audience to have that same feeling.

[ebenfalls Pixar über Storytelling]

Geschichten sollen demnach Emotionen wecken. Das kann positiv sein. Auf einer Veranstaltung zur Medizintechnik habe ich allerdings auch schon ergreifende Geschichten von Patientinnen und Patienten gehört.

Wähle Deine Geschichte daher nach der Emotion aus, die Du auslösen möchtest.

Solltest Du noch unsicher sein, ob Du Storytelling für Deine anstehende Präsentation oder in kommenden Unterhaltungen verwenden möchtest, habe ich hier noch ein paar Vorteile.

Vorteile von Storytelling

Die ersten Momente beim Präsentieren sind für viele am schlimmsten. Gerade am Anfang reagiert der Körper am stärksten auf die Situation. Der Puls beschleunigt sich, Hände werden schwitzig und wir fangen an zu zittern.

Daher empfehle ich die Einbindung von Geschichten insbesondere am Anfang. Das Erzählen von etwas bereits Erlebtem fällt uns leichter als ein formeller Einstieg in ein – zum Teil unliebsames – Thema.

Sobald Du mit Deiner Geschichte fertig bist, fühlst Du Dich besser, weil Du Dich an die Situation gewöhnt hast. Versprochen!

Hier greife ich beim Einstieg in eine Keynote auf Storytelling zurück

Auch fürs Publikum sind anschauliche Einstiege dankbar. Wir lieben es, uns Dinge vorzustellen. Insbesondere, wenn wir uns in die Situationen hineinversetzen können. Gerade alltägliche Geschichten funktionieren daher besonders gut.

Hinzu kommt, dass Du für eine Geschichte in der Regel keine Visualisierungen vorbereiten musst. Das spart Zeit.

Zu guter Letzt spreche ich beim Storytelling immer vom Öffner für Informationen. Ich bin davon überzeugt, dass Informationen besser verinnerlicht werden, wenn wir vorher emotional für das Thema sensibilisiert wurden.

Da hilft mir folgendes Gedankenexperiment:

Ich präsentiere lieber eine Geschichte und vier Informationen mit einem involvierten Publikum als auf Storytelling zu verzichten und dafür fünf Fakten mit emotionslosen Teilnehmenden zu teilen.

Natürlich gibt es auch Hürden beim Storytelling, die ich Dir nicht verschweigen möchte.

Hürden beim Storytelling überwinden

In meinen Trainings frage ich, warum wir so wenig Geschichten erzählen. Eine Antwort kommt in jedem Kontext.

Geschichten sind unseriös. Fakten sind professionell!

Aber ist das wirklich so?

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich plädiere nicht dafür, in einem Vortrag oder einer wichtigen Unterhaltung nur Geschichten zu erzählen. Der gezielte Einsatz einer Geschichte wird die Qualität von Unterhaltungen und Präsentationen nur garantiert erhöhen. Davon bin ich überzeugt.

In meiner Karriere habe ich schon viel ausprobiert. Sowohl im Studium als auch im Konzernjob habe ich bereits viele Geschichten erzählt. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass 5-10% Geschichten immer gut ankommen.

Bereitest Du Dich also auf einen 30-minütigen Vortrag oder eine halbstündige Unterhaltung vor, kannst Du locker 90 bis 180 Sekunden eine Geschichte erzählen.

Eine berühmte Persönlichkeit treibt das Spiel übrigens auf die Spitze. Gemeinsam mit den CEOs anderer großer Tech-Firmen wurde Amazon-Gründer Jeff Bezos 2020 vom US-Kongress eingeladen.

Dort musste er sich in fünf Minuten zur Marktmacht Amazons äußern. Über die Hälfte der Zeit verwendete er für persönliche Geschichten. Falls Du mir nicht glaubst, überzeuge Dich selbst.

Jeff Bezos nutzt Storytelling in einer wichtigen Rede vor dem Kongress

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie der damals reichste Mann der Welt es schafft, Mitleid in mir auszulösen. Nichtsdestotrotz sind die Erzählungen von Jeff mir persönlich etwas zu dramatisch.

Darüber hinaus höre ich häufig den Einwand, dass Personen keine interessanten Geschichten zu erzählen haben. Ich weigere mich, das zu glauben. Wir alle erleben täglich Dinge, die erzählenswert sind.

Ein Kollege von mir hat es mal sehr provokant formuliert.

Wer keine Geschichten zu erzählen hat, braucht kein Training für Storytelling, sondern ein interessanteres Leben

Das klingt hart, oder? Deshalb würde ich es selbst auch nicht so drastisch formulieren.

Nimm Dir beim nächsten Verlassen des Hauses doch einmal vor, bewusst nach Geschichten Ausschau zu halten. Tipp: Die besten Geschichten finden abseits Deines Smartphone-Bildschirms statt.

Lass uns nun einmal auf Storytelling in zwei konkreten Situationen schauen: Beim Präsentieren und in Unterhaltungen.

Storytelling in Präsentationen

Durch Storytelling schaffst Du in Präsentationen einen gelungenen Einstieg. Gerade in den ersten Momenten entscheidet das Publikum, ob es Dir zuhört oder nicht.

Du erhöhst die Chance, wenn Du mit einer emotionalen Geschichte startest. Wie weiter oben schon geschrieben, hören wir gerne Erzählungen.

Es gibt schließlich einen Grund, warum die meisten TED-Talks mit einer persönlichen Anekdote anfangen.

Verzichte dabei gerne auf Visualisierungen im Rahmen Deiner PowerPoint-Präsentation.

Besonders positiv ist es, wenn Du die Geschichte vom Einstieg am Ende nochmal aufgreifst. So bekommt das Publikum das Gefühl eines runden Abschlusses. Im obigen Beispiel von Jeff Bezos gelingt ihm das in meinen Augen sehr gut.

Wenn Du Dir unsicher bist, ob eine Geschichte funktioniert, erzähle sie vorher in Deinem Freundeskreis. Was dort gut ankommt, wird bei einer Präsentation sicher auch gut ankommen.

Wir können gerne gemeinsam an Deiner Präsentationsfähigkeit arbeiten. Schreib mir eine Nachricht für ein kostenloses Erstgespräch.

Storytelling in Unterhaltungen (inkl. Übung)

Auch in Unterhaltungen kannst Du Storytelling einbinden. Nicht ohne Grund ist die häufigste Frage am Montag im Büro: Wie war Dein Wochenende und was hast Du gemacht?

Wir wollen so am Leben der anderen teilhaben. Diese Frage bietet eine grandiose Möglichkeit zum Üben Deines Storytellings. Erzähle hier bewusst eine Geschichte vom Wochenende und achte auf die Reaktionen.

Auch bei Gesprächen im Privaten kannst Du Geschichtenerzählen üben. Entweder durch eigene Erzählungen oder durch das Zuhören bei Deinen Mitmenschen.

Mit einer einfachen Übung kannst Du Dein Gegenüber besser kennenlernen und gleichzeitig Storytelling üben. Erzählt Euch gegenseitig zwei bis drei Geschichten von Euren Wochenenden.

Dabei darf eine Person ausschließlich zuhören. Hinterher tauscht Ihr Euch darüber aus, wie Ihr Euch gefühlt habt. Diese Übung verwende ich in meinen Trainings regelmäßig. Am Anfang hört und fühlt es sich komisch an, erzielt aber immer den gewünschten Effekt.

Solltest Du Dir unsicher sein, wem Du die Geschichte erzählen kannst, erzähle sie mir. Schicke mir bei LinkedIn eine Sprachnachricht und ich antworte Dir garantiert.

Da die Nachrichten dort auf 60 Sekunden begrenzt sind, bist Du sogar gezwungen, Dich kurz zu halten.

Die perfekte Geschichte fürs Storytelling

Im Laufe des Beitrags habe ich schon zwei Mal Pixar zitiert. Lass uns auf das erste Zitat nochmal schauen.

It begins, something happens and it ends.

Diese drei Phasen brauchst Du für Deine Geschichte. Achte darauf, möglichst bildliche Sprache zu verwenden. Dein Gegenüber bzw. das Publikum war nicht dabei.

Am beliebtesten sind Geschichten von normalen Menschen. Greife also am besten auf eigene Erfahrungen zurück.

Gib Deinen Zuhörenden dabei alle Informationen, die notwendig sind, um sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Lass Unwichtiges allerdings weg.

Beim Üben sollte der Kern Deiner Geschichte einfach zu beschreiben sein. Wenn Du in einer Minute nicht erklären kannst, warum Du die Erzählung verwendest, lasse sie weg.

Wenn Du es in der Kürze geschafft hast, kannst Du Stilelemente mit einbeziehen, die lustig, überraschend oder einfach nur visueller Natur sind.

Spiele dabei gerne mit Deinem Gegenüber. Binde bewusst Pausen ein, um mit der Erwartung des Publikums zu spielen. Wenn wir eine Geschichte zum ersten Mal hören, benötigen wir zudem Zeit, um uns das Gesagte vorzustellen. Sprich demnach lieber zu langsam als zu schnell.

Vergiss dabei vor allem Folgendes nicht: Wir Menschen lieben Geschichten. Kinder wollen auf dem Weg ins Land der Träume keine Tabellen studieren, sondern Geschichten hören. Mit Storytelling hilfst Du Deinem Gegenüber, dem inneren Kind wieder näher zu kommen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Gerne helfe ich Dir, Deine Fähigkeiten zum Storytelling oder Präsentieren im Allgemeinen zu verbessern. Schreibe mir für ein kostenloses Erstgespräch einfach eine Mail.

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